Kombi-Klassiker für Einsteiger
Zukünftige Oldtimer mit viel Platz
Text: Renate Freiling
Vor 30 Jahren priesen sich Automobilhersteller – ähnlich wie heute – als Entwickler starker Motoren, modernster Elektronik und ausgetüftelter Raumkonzepte. Daher sind viele der nun zu H-Kennzeichen-fähigen Oldtimern avancierenden Modelle auch heute noch attraktiv. Wir stellen drei 1991 erschienene Kombis vor, die das Zeug zum Klassiker haben und zu günstigen Preisen zu finden sind.
Für etwa 40 % der Bevölkerung bedeutet Autofahren Freiheit und Spaß, bei 43 % lösen Oldtimer positive Emotionen aus. Das ergab die „Classic Studie Young- und Oldtimer 2020“ der BBE Automotive GmbH. Auch Youngtimer fanden Berücksichtigung. Gut 600.000 über 20-jährige sind auf Deutschlands Straßen unterwegs, die zumeist als Freizeit- und Liebhaberautos gefahren werden. Das Potenzial, dass diese zum Oldtimer reifen, ist groß. Ebenso wie das Angebot für Enthusiasten, die mit einem komfortablen Kombi der oberen Mittelklasse den Einstieg in das „rosigste Hobby der Welt“ suchen.
Ganz große Klasse: Der BMW 5er Touring (E34)
Den großen BMW 5er als Kombi hatte es bis 1991 noch nicht gegeben. Dabei hatte der Hersteller die Modellreihe bereits im Sommer 1972 mit dem E12 auf den Markt gebracht. Erst knappe 20 Jahre später boten die Münchner von dem Modell E34 (1988 – 1996) eine Kombi-Variante an.
Der neue „Touring“ war – welch ein Luxus – mit einer Heckscheibe ausgestattet, die nicht fest installiert, sondern separat zu öffnen war. Auch ein Doppelschiebedach gehörte zu den neuen Ausstattungsmöglichkeiten. Das für BMW typische Stilmerkmal „Hofmeister-Knick“, benannt nach seinem Designer, der die am unteren Ende leicht ausgestellte D-Säule 1961 erstmals in einem Bertone-Coupé anwendete, entfiel. Als Motorisierungen standen Vier-, Sechs- und Achtzylindermotoren von 113 bis 286 PS zur Auswahl.
Der 520i Touring mit drehmomentstarkem Sechszylinder und 150 PS war die Motorisierung, die als besonders robust und langstreckentauglich galt. Er ist heute im akzeptablen Zustand für unter 10.000 Euro zu haben und verspricht selbst mit hoher Laufleistung noch einiges an Fahrspaß.
Für die Allgäu Orient Rallye 2017 kaufte die BMW Group Classic einen langstreckentauglichen BMW 520i Touring
Ganz weit vorn: Der Audi 100 Avant (C4)
Im Dezember 1990 gelangten die ersten Exemplare der Audi 100 C4 Limousine zu den Händlern. Die 1991 folgende Kombi-Version „Avant“ – was zu Deutsch „vor“ heißt – wurde nur ganze drei Jahre lang gebaut, denn die vierte Baureihe des Audi 100 endete bereits 1994.
Gegenüber dem Vorgänger wartete der neue Avant mit einem anders gestalteten Heck auf, das senkrechter stehende Seitenscheiben und damit mehr Ladevolumen aufwies. Beim Audi 100 C3 hatte eine Schrägstellung der Scheiben bei Sonneneinstrahlung den Innenraum zu stark aufgeheizt.
Die Palette der Benzin-Motoren reichte vom bewährten 2,0-Liter-Vierzylinder mit 101 PS über den Fünfzylinder mit 133 PS bis zu einem neu entwickelten V6-Ottomotor mit 2,8 Litern Hubraum, der mit 174 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h erreichen konnte. Auch sparsamere Dieselversionen in zwei unterschiedlichen Fünfzylinder-Technologien waren zu haben.
Der Audi 100 C4 bestand wie der Vorgänger C3 aus elektrolytisch verzinktem Karosserieblech. Damit sind auch heute noch viele Exemplare substanziell gut erhalten.
Eine hochwertigere Verarbeitung mit besseren Materialien im Vergleich zu den Vorgängermodellen sorgte – neben zahlreichen technischen Verbesserungen – dafür, dass Audi mit dem C4 in die Oberklasse einstieg
Ganz hohe Ingenieurskunst: Citroën XM Break
Der „Break“ ergänzte ab November 1991 als Kombi-Karosserievariante des Citroën XM das Angebot des französischen Herstellers. Mit der im Mai 1989 vorgestellten keilförmigen Limousine hatte die Marke bereits Automobilgeschichte geschrieben. Denn als weltweit erster Hersteller rüstete Citroën das gehobene Mittelklasse-Modell mit einem Hydractive-Fahrwerk aus, einer neuen, mit Elektronik angereicherten Generation des bisherigen hydropneumatischen Fahrwerks.
Im Break, der unter Mitwirkung des Design-Büros Bertone gestaltet und beim Karosserieunternehmen Heuliez gebaut wurde, fanden bis zu fünf Personen Platz. Zudem bot er im Heck einen Stauraum für 720 Liter Gepäck. Bei umgeklappten Rücksitzen waren es sogar 1.960 Liter, was ihn Anfang der 90er zum größten europäischen Kombi machte.
Motorisiert war der XM wahlweise mit einem 2,0-Liter-Benziner, einem 2,1-Liter-Diesel oder einem 3,0-Liter-V6. Die erste Generation lief bis 1994 vom Band, die zweite noch bis 2000. Auch Umbauten des Kombis zu Krankenwagen oder Bestattungsfahrzeugen sind auf dem Markt. Das Angebot an gut erhaltenen Exemplaren ist relativ rar, aber die Preise sehr moderat.
Heute kümmert sich eine enthusiastische Fangemeinde um den Erhalt klassischer Citroën, die selbst bei auftretenden Elektronik-Problemen des XM Break Rat weiß: https://amicale-citroen.de