Bericht vom großen BVfK-Kongress 2023 „Rhein in Flammen“

Bericht vom großen BVfK-Kongress 2023 „Rhein in Flammen“

Nach langen Jahren des Wartens konnte am 6. Mai nach langer Coronapause endlich wieder der große BVfK-Kongress – begleitet vom Feuerwerkevent „Rhein in Flammen“ – auf den Wogen des Rheins stattfinden. BVfK-Mitglieder, -Gewerbepartner und -Ehrengäste konnten eine informative Veranstaltung mit toller Stimmung und beeindruckender Atmosphäre genießen. Der BVfK-Kongress 2023 dürfte den Teilnehmern als das große Highlight des freien Autohandels in diesem Jahr in Erinnerung bleiben.

BVfK-Vorstand Ansgar Klein begrüßte die Teilnehmer auf der extra aus Frankfurt angereisten MS Merian. Die rund 200 Teilnehmer sehnten sich offenbar danach, live und in Farbe mit Kollegen und Partnern ins Gespräch zu kommen. Besonderer Dank galt dabei den BVfK-Gewerbepartnern, die den BVfK-Kongress durch ihre Unterstützung in der Form erst ermöglichen. BVfK-Verwaltungsratsmitglied Markus Hamacher stellte die Gewerbepartner anschließend im Einzelnen vor.

Der radikale Wandel im Autobusiness war neben dem gewohnt juristischen Teil und der Frage nach Chancen und Risiken der Digitalisierung ein Schwerpunktthema der Veranstaltung. Herr Klein stellte seinen Einführungsreferat unter die provokante Frage: Ist der Diesel schon tot, oder eher der Vertragshandel? Die Europäische Zulassungsstatistik fördere Ernüchterndes zu Tage: Der Anteil von Verbrennern reduzierte sich im ersten Quartal 2023 gegenüber 2021 von gut 90% auf knapp 87%, der von ganz oder teilweise elektrisch angetriebenen Fahrzeugen erhöhte sich im gleichen Zeitraum von knapp 8% auf knapp 14%. Die Reduzierung der Förderprämien schlägt bereits auf Nachfrage und Preise durch. Die drastischen Preisreduzierungen von Tesla führten in wenigen Monaten zu einem Preisverfall bei den Gebrauchtwagen aus Elon-Musk-Produktion um 25%. Dekarbonisierung sieht nach Ansicht des BVfK-Vorsitzenden anders aus. Angesichts der wohl  von fast allen Herstellern geplanten oder bereits umgesetzten Agentursysteme stellt sich nach Ansicht von Klein die Frage, ob ein Vertragshändler nicht zukünftig eher als Vertragsagent mit freiem Gebrauchtwagenhandel zu bezeichnen wäre. Die Entwicklung könnte zwar bei den freien Händlern für Verunsicherung sorgen, doch jede Veränderung biete auch neue Chancen: „Der freie Handel könnte zum wichtigsten Vertriebsweg im Gebrauchtwagenhandel der Zukunft werden und möglicherweise sogar beim Neuwagenabsatz eine verstärkte Rolle spielen“ resümierte der Vorsitzende.

Einen ganz besonderen Einblick in den freien Autohandel gewährte BVfK-Mitglied Erich Laube, der seit über drei Jahrzehnten einer der erfolgreichsten Händler mit hoher Professionalität und klarer Handschrift ist. Er warf in seinem Referat die Frage auf, ob es zukünftig weiter möglich bliebe „unabhängig, frei und flexibel“ zu agieren. Er resümierte zuversichtlich, stellte in diesem Zusammenhang jedoch klar:

Ohne Digitalisierung geht nichts mehr!“ Und rundete sein Referat durch Tipps und Anregung zum professionellen Marketing vom digitalen Display bei den Fahrzeugauszeichnungen bis zur Sektflasche bei Fahrzeugübergabe ab. Die Franchising-Partner seiner Autobund GmbH würden hier vielfache Unterstützung erhalten. Da es allerdings nicht immer nur eine Meinung gibt, wurden die Zukunftsfragen in einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern der Händlerschaft, der Branchenpartner und befreundeter Verbände vertieft.

Matthias Schmidt von mobile.de (links neben Erich Laube, Frank Thoma, Thomas Wittlich und Harry Sanne (v.l.n.r.) hob ebenfalls die Bedeutung der digitalen Prozesse hervor. Mobile.de habe sich auf die Fahnen geschrieben, die Digitalisierung zusammen mit dem freien Handel voranzutreiben. BVfK-Verwaltungsratsmitglied Thomas Wittlich sieht das Erfolgsrezept darin, dass jeder Händler seinen eigenen Weg finden muss. Unterstützung bei der Umsetzung der individuellen Pläne finde jeder Händler in der starken Gemeinschaft beim BVfK. Der Managing Direktor des EAIVT, Harry Sanne, berichtete, dass einige EAIVT-Mitglieder derzeit das Ende der goldenen Zeiten befürchten. Derartige Bedenken habe es jedoch bereits vor 20 Jahren gegeben. Letztlich habe der freie Handel immer seine Positionierung auf dem Markt gefunden. Ähnlich äußerte sich BVfK-Verwaltungsratsmitglied Frank Thoma, der die Lage in der Fahrzeugbeschaffung aktuell angespannt sieht, aber spätestens mittelfristig eine Entspannung der Situation erwartet. Letztlich würden die Hersteller die Produktion wieder hochfahren. Der freie Handel werde dann für den Absatz der Überproduktion benötigt. Ansgar Klein appellierte in diesem Zusammenhang an die Hersteller und die übrigen Marktbeteiligten, weniger ihre Machtposition auszuspielen, als den freien Handel als verlässlichen Partner zu begreifen.

Christian Schmidt Kongress 2023Juristisches rund ums Blech gehört nicht nur zu den elementaren Rahmenbedingungen im professionellen Autohandel, das Autorecht zählt auch zu den großen Kernkompetenzen des BVfK. Auch hier folgt der BVfK dem Prinzip: Miteinander ist besser als gegeneinander, was unter anderem in einem regelmäßigen fruchtbaren Dialog mit dem ADAC gelingt. Das kam diesmal durch einen besonderen Ehrengast zum Ausdruck: der ehemalige ADAC-Generalsyndikus wie auch Olympiasieger aus dem Jahr 1972 im Feldhockey Werner Kaessmann gab den BVfK-Händlern die Ehre. Ansgar Klein lobte die freundschaftliche und enge Verbundenheit und würde Kaessmann als erfahrenen Brückenbauer und Strategen mit Herz und Verstand.

Als Vertreter der BVfK-Rechtsabteilung stellte Christian Schmidt die gesetzlichen Neuerungen nach der im vergangenen Jahr in Kraft getretenen Novelle des Gewährleistungsrechts vor. Den meisten Händlern dürften z. B. die Ausweitung der Beweislastumkehr, die verschärften Anforderungen an die wirksame Reduzierung der Gewährleistungsfrist beim Verkauf von Gebrauchtfahrzeugen an private Endkunden bzw. an die wirksame Vereinbarung von negativen Beschaffenheiten des Fahrzeugs zwischenzeitlich geläufig sein. Auch wenn bislang keine Häufung von Gewährleistungsfällen in der BVfK-Rechtsabteilung wegen der Rechtsänderungen zu vermelden ist, warnte Herr Schmidt vor der Verwendung veralteter Vertragsformulare. Im Streitfall dürften viele Vereinbarungen nicht mehr helfen. Bei Verwendung aktueller Formulare sei die Herausforderung, vor die der Gesetzgeber die Händler abermals gestellt hat, jedoch zu meistern.

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion teilte der im europäischen Verbraucherrecht als führend geltende Prof. Dr. Ansgar Staudinger, der zugleich Präsident der bedeutenden Fachveranstaltungen Deutscher Verkehrsgerichtstag und Deutscher Autorechtstag ist, seine Erfahrungen und Einschätzungen zum verschärften Gewährleistungsrecht mit den Teilnehmern. Er wies darauf hin, dass der Aufschrei der Unternehmer bereits bei der Schuldrechtsreform 2002 groß gewesen sei. Letztlich habe man sich damit gut arrangiert. Er sei zuversichtlich, dass dies den Händlern erneut gelingen werde.

Der jahrelange Freund und Förderer des BVfK, Autorechtspapst Dr. Kurt Reinking, sieht weiterhin erhebliche Risiken für den gewerblichen Autohandel durch die Gesetzesänderungen. So sei z. B. die Aufklärung über die Abweichung von den üblichen Erwartungen an ein Fahrzeug eine hohe Kunst, und selbst Juristen wüssten derzeit teilweise nicht, wie damit umzugehen sei. Händler sollten daher keine Zeit verlieren und sich mit den neuen Anforderungen eingehend auseinandersetzen und sich entsprechend aufstellen.

Der ehemalige Vorsitzende BGH-Richter Wolfgang Ball, der die Rechtsprechung des Autorechts über viele Jahre bis heute geprägt hat, gab zu bedenken, dass vom geplanten Verbraucherschutz nicht viel beim Verbraucher ankäme. Mit dem passenden Vertragswerk wie z. B. den BVfK-Vertragsformularen würde dem Händler u. a. die Last abgenommen, die der Gesetzgeber nun für die wirksame Vereinbarung von negativen Beschaffenheiten vorsehe.

Kritik wurde abschließend auch am Gesetzgebungsverfahren geäußert. Zwar wies Prof. Dr. Staudinger zurecht darauf hin, dass Interessenvertreter im Rahmen des Verfahrens die Gelegenheit zur Stellungnahme hätten. Dr. Reinking erwiderte jedoch, dass auf diesem Weg nur bedingt Einfluss auf den Gesetzesinhalt genommen werden könne. Im Gesetzgebungsverfahren habe es viele Stellungnahmen mit konkreten Änderungsvorschlägen gegeben, die allesamt ungehört geblieben seien.

Ohne optimale Nutzung digitaler Instrumente gibt es für erfolgreiche Autohändler keine Zukunft!“ Diesen Standpunkt vertrat Sven Quambusch, einst Juniorverkäufer beim seinerzeit weltweit bekanntesten freien Autohändler Helmut Becker, später Entwickler, Pionier und erfolgreicher Betreiber der digitalen B2B-Plattform GW-Liste. Gemeinsam mit Sebastian Mund vom BVfK-Händlerdienst stellte er die digitalen Konzepte des BVfK vor, die mit eigenem Programmierer-Team speziell und passgenau für die BVfK-Händler entwickelt wurden und fortlaufend weiterentwickelt und optimiert werden.

Anschließend wurde es spektakulär: der BVfK-Partner Autobid versteigerte hochwertige Modellautos zu Gunsten der Ukrainehilfe Bad Hönningen, deren Präsident Franz Breitenbach zu den Ehrengästen das BVfK-Events zählte. Die Auktionatoren machten ihren Job derart gut, dass sich die Ukrainehilfe über einen Betrag von über 2.000 EUR freuen darf.

Einer der ganz großen Höhepunkte der Veranstaltung wurde die Siegerehrung der neuen unabhängigen und geprüften Auszeichnung im freien Autohandel, dem Qualitäts-Autohändler 2023. Stimmabgabe und Sterne verteilen ist nur für echte Kunden möglich, was dem Siegel einen besonderen Wert verleiht.

Diese Unternehmen konnten sich über die ersten Auszeichnungen zum Qualitäts-Autohändler bei der Premierenverleihung freuen:

  • autobund GmbH
  • Autohaus Heine GmbH
  • Automarkt Dinser GmbH
  • Autoservice Demmler (Bild)
  • B&G Automobile Ronny Kölling
  • e-autowelt Markus Leitner
  • Exmobile.de – Exklusive Gebrauchtwagen
  • Herold & Weidelt @utomobile GmbH
  • Koteiche Automobile
  • Spranger Automobile e.K.
  • Weidendorfer Automobile

Bevor es zum kulinarischen und unterhaltsamen Abendprogramm überging, wurden die Tombolapreise gezogen, die wie gewohnt von den Gewerbepartnern zur Verfügung gestellt wurden, welche die Veranstaltung maßgeblich unterstützten.

Der Abend begann mit einem kulinarischen Dinner-Buffet, dem ein Show-Act der Hip-Hop Campus Dance Crew aus Aachen folgte. Spätestens jetzt hieß es Partytime, bei der den Gästen von keinem geringeren DJ, als dem Vorstandsmitglied von Auktion & Markt Mark Lehmann eingeheizt wurde. Das Ganze wurde vom Einbruch der Dunkelheit bis nach Mitternacht von verschiedenen großartigen Feuerwerken begleitet.

Mit freundlicher Unterstützung von: