„Geschminkte Gurken haben keine Chance“

„Geschminkte Gurken haben keine Chance“

Händler und Käufer legen größten Wert auf gute Ware

Autorin: Renate Freiling

Wer sich mit Oldtimern auskennt, weiß, dass deren Reparaturen und Restaurierungen ein weites Feld sind. Sogenannte Spachtelbomber oder Blender sind das eine Problem, mit nicht-originalen Bauteilen ausgestattete Preziosen das andere – meistens zurückzuführen auf nicht erhältliche oder zu teure Ersatzteile. Dabei sind schlecht oder falsch hergerichtete Oldtimer mittlerweile nicht mehr ganz so einfach verkäuflich wie es noch zu Zeiten des Oldtimer-Booms vor 2017 der Fall war.

„Im letzten Halbjahr folgte der Handel der Tendenz seit 2018: einer leichten Abschwächung gegenüber den zehn Jahren davor“, sagt Norbert Schroeder, Oldtimer-Experte und -Gutachter des TÜV Süd. Seitdem sei eine Marktberuhigung zu verzeichnen. Einige Fahrzeugsegmente mussten um 20% bis 30% nach unten korrigiert werden. „Dies betrifft im wesentlichen Fahrzeuge, die in kurzer Zeit preisliche Höhenflüge erfahren hatten“, so Schroeder. Dazu gehören viele Sondermodelle der Marke Porsche, aber auch Modelle wie beispielsweise ein Mercedes-Benz W111 280SE 3,5 Cabriolet.

Zech Automobile - Dieser Opel Manta B war einer von Zechs kürzlich verkauften Oldtimern.

„Ehrliches Auto“: An diesem vom TÜV Süd geprüften Alfa Romeo Giulia Spider, Baujahr 1963, ist alles original.
Foto: TÜV Süd

Selbst Brot-und-Butter-Oldtimer, die der TÜV-Experte mit einem Marktpreis bis zu 30.000 Euro einstuft, kann man zum Teil als Wertanlage betrachten. Autos wie ein VW Bus T3 oder Citroën 2CV Sie erfuhren noch wenige Jahre zuvor hohe Wertsteigerungen, bleiben derzeit aber eher auf dem Niveau des Vorjahres. Lediglich die Preisspirale für besondere Exponate, meist mit Rennhistorie oder außergewöhnlicher Historie, drehe sich weiter. „Die Interessenten sind derzeit überdurchschnittlich gut informiert und in der Betrachtung kritischer geworden. Sogenannte ‚geschminkte Gurken‘ haben kaum noch eine Chance. Händler legen Wert auf positive Reputation und versuchen, sich mit guter Ware zu umgeben.“ Schroeder führt dies auf die Nutzung sozialer Medien und eine große Markttransparenz zurück.

Nach Einschätzung seiner gutachterlichen Untersuchungen erreicht derzeit die überwiegende Zahl von am Markt zu findenden Oldtimern die Zustandsnote „3“, die ein „tolles, ehrliches und für den Gebrauch verlässliches Fahrzeug beschreibt.“ Hierunter fallen Fahrzeuge, die über viele Jahre erhalten geblieben sind und deren Gebrauchsfähigkeit durch regelmäßige Zuwendung nie eingeschränkt war. „Solche Oldies bleiben allerdings immer öfter beim selben Besitzer, da diese erkennen, dass der Wagen in der Garage eventuell doch besser ist als bares Geld auf dem Konto“, vermutet Schroeder.

Der Oldtimerhandel hat nach wie vor Zukunft und erlebt gerade erneut einen Generationenwechsel bei den Liebhabern und Interessenten. Die Nachfrage hinsichtlich der Fahrzeugepoche verändert sich dementsprechend: Die 1980er- bis 2000er-Jahre sind deutlich gefragt, wohingegen die Brot-und-Butter-Oldies der 1950er- und 60er ohne hinreißendes Design kaum noch Beachtung finden. Schroeder beobachtet den Markt aufmerksam. „Gefragt sind derzeit Leistung und Design in Verbindung mit Marken wie BMW-M, Mercedes mit sportlichen Attributen, Ferrari, aber auch Fahrzeuge japanischer Herkunft, möglichst mit Turbo/Bi-Turbo und 2-türig.“

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