Deutschlands beliebteste Oldtimer werden jünger
Zulassungszahlen von Mercedes-Benz W124, BMW 3er und Bulli T3 stark gestiegen
Text: Renate Freiling
Die Liebe zu Oldtimern ist ungebrochen, auch wenn man in diesem Jahr sicher weniger historische Fahrzeuge über Europas Straßen rollen sah als sonst. Die meisten Klassiker-Rallyes und -Ausfahrten fielen der Corona-Pandemie ebenso zum Opfer wie Oldtimer-Messen und Club-Treffen. Doch es gibt sie noch, die VW Käfer, Mercedes-Benz W123 und Porsche 911, die auf der Rangliste der häufigsten mit H-Kennzeichen* zugelassenen Oldtimer um die obersten Plätze kämpfen. Und sie bekommen Zuwachs.
525.968 Pkw-Zulassungen mit dem Kennzeichenzusatz „H“ verzeichnete das Kraftfahrbundesamt (KBA) am 1. Januar 2020, vom Pkw-Gesamtbestand ist dies lediglich ein Prozent. Zählt man die Motorräder und Nutzfahrzeuge hinzu, sind es 595.046 Oldtimer, die Deutschlands Straßen historische Abwechslung verleihen. Der Anstieg im Vergleich zu 2019 beträgt damit 11 Prozent. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und die Beratungsgesellschaft BBE Automotive GmbH werteten die Zahlen des KBA nach Marken und Modellen aus und erstellten eine 11-stellige Rangliste.
Der VW Käfer führt mit 39.758 Exemplaren die Liste an, gefolgt vom Mercedes-Benz W123 mit 22.667 und dem Mercedes-Benz R107 mit 21.320). Der Porsche 911 ist mit einem Zuwachs von 15 Prozent verzeichnet und hält seit Jahren den Platz vier. Die Mercedes-Modelle W116/W126 und /8 sind jeweils mit knapp unter 10.000 Exemplaren erfasst und liegen damit auf den Plätzen fünf und sechs.
Als Gewinner kann man sowohl den Mercedes-Benz W124 (10.134 Stück, Platz sieben) als auch den VW T3 (9.524 Stück, Platz zehn) betrachten. Erstgenannter hat einen Zuwachs von 49 Prozent, der Bulli von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert. Der BMW 3er auf Platz neun gehört ebenso zu den aufstrebenden Favoriten. Sein Sprung von 6.455 auf 8.419 Zulassungen entspricht 30 Prozent Zuwachs. Diese Zahlen weisen darauf hin, dass die Beliebtheit der Nachwuchs-Oldtimer steigt.
Der VW Golf steht auf Platz acht und hat großes Potential. Als Großserienmodell könnte er, langfristig betrachtet, sicher seinem alten Brüderchen Käfer den Rang abspenstig machen. Doch wer weiß, wie viele Exemplare der nun kommenden dritten Generation überhaupt überlebt haben und ein H-Kennzeichen erhalten. Als weiterer Anwärter für die zukünftigen Top Ten dürfte neben dem Mercedes W201 der Audi 80/90 gelten. Die nachrückenden Volumenmodelle verdrängten bereits Klassiker älterer Baureihen aus der Liste der zehn häufigsten Oldies mit H: Mercedes Pagode, Opel Kadett, VW Bulli T2 und Alfa Romeo Spider.
Foto: Matthias Leitzke
Es ist also Bewegung auf dem Markt der mit H-Kennzeichen fahrenden Oldtimer. Die Tatsache, dass deren Bestand in den letzten zehn Jahren kontinuierlich mit jährlich rund 10 bis 11 Prozent gestiegen ist, belegt, dass das Interesse und die Liebe zum historischen Automobil nicht nachlassen. Die hohen Zahlen hinzukommender jüngerer Modelle lassen zudem vermuten, dass auch begeisterter Nachwuchs in der Oldtimerszene aktiv ist. Gefragt sind bei Enthusiasten stets Sondermodelle und hoch motorisierte Varianten, wie beim 1990er BMW 3er das 325i Cabrio mit M-Technic-Sportpaket oder beim Mercedes-Benz R107 beispielsweise der SLC 450 als AMG- oder Rallyeversion (s. Foto).
Foto: Renate Freiling
Die Top Ten-Modelle – alle von deutschen Herstellern – machen 30 Prozent des H-Kennzeichen-Bestands in Deutschland aus. Unter den restlichen 70 Prozent befinden sich eine große Anzahl an US-amerikanischen und europäischen Marken, an denen Ford den größten Anteil hat. Zählte man nicht nur die H-Kennzeichen, sondern alle Pkw älter als 30 Jahre, dann sähe die Statistik etwas anders aus und würde rund 857.000 Oldtimer umfassen. Eine Studie dazu ist bei BBE Automotive bereits in Arbeit.
*Ein H-Kennzeichen mit dem Zusatz „H“ am Ende für „HISTORISCH“ erhalten Oldtimer, die mindestens 30 Jahre alt sind. Außerdem muss das Fahrzeug seit der Auslieferung weitgehend unverändert sein und einen guten Pflege- und Erhaltungszustand vorweisen.
Die häufigsten Modelle
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Die Statistik zeigt die starken Zuwächse bei Mercedes W124, VW T3 und BMW 3er. Verluste musste die zusammengefassten Baureihen Mercedes-Benz W116/126 hinnehmen
Die häufigsten Marken
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Mercedes, Volkswagen und Porsche liegen klar vorn im Ranking der Marken. Überraschend, dass keine französische Marke unter den Top Ten ist
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