Besondere Oldtimer verdienen besondere Wertschätzung

Besondere Oldtimer verdienen besondere Wertschätzung

Bewertung von Oldtimern mit fünf Schulnoten und einem Sonderzeichen

Text: Renate Freiling

Das seit mehr als drei Jahrzehnten gängige Schulnoten-System zur Bewertung des technischen Zustands historischer Fahrzeuge ist seit einiger Zeit Gegenstand von Diskussionen. Korrelierte ursprünglich noch die Schulnote klar mit dem monetären Wert des Oldtimers, so haben sich die Maßstäbe mittlerweile verschoben. Eine Arbeitsgruppe des Parlamentskreis Automobiles Kulturgut hat sich dem Thema gewidmet.

Mehr als zwei Jahre arbeiteten Experten aus dem Parlamentskreis Automobiles Kulturgut (PAK) an einer Reform der technischen Bewertung historischer Fahrzeuge. „Fahrzeuge im besonders originalen materiellen Zustand lassen sich allein mit dem Schulnotensystem nicht angemessen bewerten“, erklärt Peter Diehl, Mitglied der Arbeitsgruppe und Referent für historische Fahrzeuge des Autoversicherers autosan CLASSIC.

Der Beispielkatalog zur Neufassung des Bewertungsprinzips enthält zwölf historische Fahrzeuge unterschiedlicher Typen und Baujahre, u. a. diesen Citroën 2CV, Bj. 1964

 

Das Ergebnis der Arbeit ist die Empfehlung, das so genannte lange Gutachten zu nutzen, dort in einem zusätzlichen Abschnitt den „besonders originalen materiellen Zustand“ detailliert darzulegen und als äußeren Hinweis die Zustandsnote mit einem Ausrufungszeichen zu kombinieren. Dabei geht es um original erhaltene Fahrzeuge. „Gut möglich, dass ein solches Fahrzeug nur die Zustandsnote 3 erhält, aber beim Verkauf einen höheren Preis erzielt als eine komplett renovierte Note-1-Preziose“, so Diehl. Im Gesamtbestand aller in Deutschland erfassten Oldtimer schätzt die Arbeitsgruppe den Anteil der relevanten historischen Fahrzeuge auf unter fünf Prozent.

Die enorm gestiegene Wertschätzung für Originalzustände ist es, die nach Auffassung des PAK eine Neufassung des Bewertungssystems erforderlich machte. Als Ergänzung dient nun ein Beispielkatalog aus zwölf Fahrzeugen. „Sachverständige, Prüfingenieure, Händler und Werkstätten, aber auch Finanzdienstleister, Versicherer, Marktbeobachter, Juristen und nicht zuletzt Oldtimerbesitzer sollen erkennen, was mit ‚besonders originalem materiellen Zustand‘ gemeint ist“, sagt der Experte. „Wichtig ist, dass alle Beteiligten die Neufassung der Zustandsbewertung nachvollziehen können.“

Im Katalog (diesen sowie die Neufassung gibt es als gemeinsamen PDF-Download bei den Mitgliedern der PAK-Arbeitsgruppe: Prüforganisation TÜV SÜD Classic, Marktbeobachter Classic Data, Restaurierungsbetrieb Omnia und Oldtimerversicherung autosan CLASSIC) enthalten sind vier Krafträder, sechs Pkw, ein Lkw und ein Traktor der Baujahre 1914 bis 1990. An den Exemplaren zeigt die Arbeitsgruppe anhand vieler Fotos und einer ausführlichen Beschreibung auf, was den außergewöhnlichen Zustand des entsprechenden Fahrzeugs ausmacht. So sind beispielsweise bei einem Horch 853 Cabriolet fast alle technischen sowie die Karosseriekomponenten und die Werkslackierung vollständig erhalten.

Diese JAWA 354/03 aus dem Baujahr 1956 ist vollständig mit originalen Komponenten und Werkslack erhalten. Kilometerstand: 84.131

Auch die besondere Historie eines Oldtimers kann seinen monetären Wert beeinflussen. „Dies ist zwar ebenfalls in einem langen Gutachten festzuhalten, gehört jedoch nicht in den vorgenannten neuen Abschnitt der materiellen Beschreibung“, meint Peter Diehl. Ein prominenter Vorbesitzer, eine besondere Motorsport-Geschichte, die Teilnahme an einem historischen Ereignis oder andere Faktoren schlagen sich im ideellen Wert nieder und sollten daher unabhängig von dem technischen und materiellen Zustand betrachtet werden.

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